Eine Reportage von unseren Trainer, Olaf Meulenberg
Es war der 26. November 2019, als ich mich auf Okinawa von Hanshi Dr. Tetsuhiro Hokama (10. DAN Goju Ryu) und Präsident der Okinawa Goju Ryu Kenshikai, verabschiedete und man sich gegenseitig versprach, bald wieder zusammen zu finden. Dann geschah das Unvorstellbare: Die Pandemie war ausgebrochen und hatte alle Reisepläne zunichtegemacht. Bis zum 15. Oktober 2022 war es für Touristen aus Europa fast unmöglich, „mal eben“ nach Japan zu fliegen. Neben notwendigen Impfungen/PCR-Tests, galt es für mindestens zehn Tage in Quarantäne zu gehen, sodass es im Rahmen einer normalen Urlaubs-Planung kaum sinnvoll war, eine solche Reise auf sich zu nehmen.
Am 16. Februar war es schließlich soweit: Die Reise gen Japan konnte beginnen. Ich verließ das winterliche Deutschland und landete im frühsommerlichen Okinawa. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß, und nach herzlicher Begrüßung sowie dem Austausch einiger Gastgeschenke ging es los, als wären nicht 3 ¼ Jahre, sondern lediglich eine Unterbrechung von vielleicht zwei Wochenenden vergangen. Gemeinsam mit Kampfkünstlern aus England, den USA, Puerto Rico, Belgien und natürlich Japan wurden die gemeinsamen Trainings-Einheiten und der Wissensaustausch genossen.
Ebenso nahm sich Dr. Hokama nach jedem Training mindestens noch eine halbe Stunde Zeit, um das Mondo – das Meister-Schüler-Gespräch – mit uns zu führen. Neben allem, was Karate anging, stand er natürlich auch gerne zur Verfügung, um Auskunft über Okinawas Geschichte zu informieren.
Schließlich kündigte er uns freudig an, dass am 26. Februar eine besondere Karate-Demonstration in Naha stattfinden würde, die als Friedens-Demonstration, zum Gedenken an den grausamen Krieg in der Ukraine, von ihm ins Leben gerufen worden war. Selbstverständlich für ihn war, dass sich alle Kampfkünstler an dieser Veranstaltung beteiligen sollten. Das war natürlich eine große Überraschung, aber eine noch viel größere Ehre, da an dieser Veranstaltung auch die Karate-Legenden Morio Higaonna und Patrick McCarthy teilnahmen.
Über zwei Stunden wurden Katas verschiedener Stilrichtungen, Kobudo-Formen, Partner-Übungen sowie traditionelle Tänze Okinawas demonstriert. Ich hatte die Kata Jiin gewählt, weil sie übersetzt „Mitgefühl und Unterstützung“ bedeutet, ihre Ursprünge auf Okinawa besitzt und durch die besondere Kamae zeigt, dass ihr Ursprung in den chinesischen Kampfkünsten liegt. Dafür erhielt ich zu meiner großen Freude mehr als nur höflichen Applaus.